Klassifikation von Schlafstörungen
Weltweit häufig gebrauchte Klassifikationssysteme sind: die ICD–10 und die ICSD–2.
ICD–10
Die vornehmlich auf klinischen Kriterien beruhende ICD–10 (10. Revision der Internationalen Statistischen Klassifikation der Krankheiten nach der WHO) unterscheidet zwischen nichtorganischen und organischen Schlafstörungen.
Nichtorganische Schlafstörungen
Diese basieren auf psychischen Ursachen und machen mit 70% den größeren Teil der Schlafprobleme aus. Sie lassen sich im wesentlichen in nichtorganische Insomnien (Zustandsbilder mit ungenügender Schlafdauer und –qualität), nichtorganische Hypersomnien (bei denen exzessive Müdigkeit tagsüber oder Schlafattacken im Vordergrund der Beschwerden stehen), nichtorganische Störungen des Schlaf–Wach–Rhythmus (bei denen die Übereinstimmung zwischen dem individuellen Schlaf-Wach-Rhythmus und dem der Umgebung gestört ist) und Parasomnien (Funktionsstörungen, die mit Schlaf in Zusammenhang stehen, wie z.B. Schlafwandeln, Pavor nocturnus, Alptäume und nächtliches Zähneknirschen) unterteilen. Hinsichtlich der die Hauptdiagnose ergänzenden psychischen Zusatzdiagnosen rangieren Angst–, Belastungs– und somatoforme Störungen mit 41% an erster Stelle, gefolgt von affektiven Störungen (Depressionen) mit 31% und Störungen durch Alkohol, Medikamente und Drogen mit 15%.
Organische Schlafstörungen
Diese machen 30% der Schlafstörungen aus und gliedern sich ebenfalls in Insomnien, Hypersomnien, Störungen des Schlaf–Wach–Rhythmus, Schlafapnoe (wiederholte nächtliche Atempausen mit Absinken des Sauerstoffgehaltes im Blut), Narkolepsie (übermäßige Tagesschläfrigkeit) und sonstige organische Schlafstörungen (wie Parasomnien z.B. Bettnässen, Verhaltensstörungen im REM-Schlaf, primäres Schnarchen). Aber auch Bewegungsstörungen, wie das Restless–Legs–Syndrom (nächtliche Missempfindungen in den Beinen mit Bewegungsdrang) und periodische Beinbewegungen.
ICSD–2
Die Internationale Klassifikation der Schlafstörungen (ICSD–2), welche neben klinischen Kriterien auch Schlaflaborbefunde berücksichtigt, unterscheidet mehr als 100 (!) verschiedene Schlafstörungen.
Sie werden in folgende Hauptgruppen unterteilt und in 8 Kapiteln und 2 Anhängen beschrieben:
- Insomnien
- schlafbezogene Atmungsstörungen
- Hypersomnien zentralnervösen Ursprungs (jedoch nicht bedingt durch Störungen des zirkadianen Rhythmus, schlafbezogene Atmungsstörungen oder gestörten Nachtschlaf anderer Ursache)
- zirkadiane Rhythmus–Schlafstörungen
- Parasomnien
- schlafbezogene Bewegungsstörungen
- isolierte Symptome, Normvarianten und ungelöste Fragen
- andere Schlafstörungen
- mit anders klassifizierten Störungen assoziierte Schlafstörungen (Anhang A)
- andere psychiatrische oder verhaltensbezogene Störungen, die häufig mit der Differentialdiagnose von Schlafstörungen zusammenhängen (Anhang B)
Diese Vielfalt von Schlafstörungen erfordert ein vielschichtiges diagnostisches und therapeutisches Know–how. Unser Schlaflabor im Rudolfinerhaus erfüllt sämtliche schlafmedizinische Qualitätsstandards und Akkreditierungsrichtlinien der interdisziplinären Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung (ÖGSM).
Internationale Klassifikation der Schlafstörungen – ICSD–2
- Anpassungsbedingte oder akute Insomnie 307.41
- Psychophysiologische Insomnie 307.42
- Paradoxe Insomnie 307.42
- Idiopathische Insomnie 307.42
- Insomnie im Rahmen einer psychischen Störung 327.02
- Insomnie im Rahmen inadäquater Schlafhygiene V69.4
- Verhaltensabhängige Schlafstörung in der Kindheit V69.5
- Insomnie im Rahmen von Medikamenten- oder Substanzmittelgebrauch 292.85
- Insomnie im Rahmen einer organischen Erkrankung 327.01
- Insomnie unabhängig von Substanzmittelgebrauch oder anderen physiologischen Bedingungen, nicht spezifiziert (nichtorganische Insomnie) 780.52
- Physiologische (organische) Insomnie, nicht spezifiziert 327.00
- Zentrale Schlafapnoe–Syndrome
- Primäres zentrales Schlafapnoe–Syndrom 327.21
- Zentrales Schlafapnoe–Syndrom im Rahmen einer Cheyne–Stokes–Atmung 786.04
- Zentrales Schlafapnoe–Syndrom im Rahmen periodischer Atmung in großer Höhe 327.22
- Primäre Schlafapnoe in der Kindheit (früher: primäre Schlafapnoe bei Neugeborenen) 770.81
- Zentrale Schlafapnoe infolge von Medikamenten– oder Substanzmittelgebrauch 327.29
- Obstruktive Schlafapnoe–Syndrome
- Obstruktives Schlafapnoe–Syndrom 327.23
- Obstruktives Schlafapnoe–Syndrom i. d. Kindheit 327.23
- Schlafbezogene Hypoventilations–/Hypoxämiesyndrome
- Schlafbezogene nicht obstruktive alveoläre Hypoventilation, idiopathisch 327.24
- Kongenitales zentrales alveoläres Hypoventilationssyndrom 327.25
(jedoch nicht bedingt durch Störungen des zirkadianen Rhythmus, schlafbezogene Atmungsstörungen oder gestörten Nachtschlaf anderer Ursache)
- Narkolepsie mit Kataplexien 347.01
- Narkolepsie ohne Kataplexien 347.00
- Narkolepsie im Rahmen einer organ. Erkrankung 347.11/347.10
- Narkolepsie, nicht spezifiziert 347.00
- Periodische Hypersomnien
- Kleine–Levin–Syndrom 327.13
- Menstruationsbezogene Hypersomnie 327.13
- Idiopathische Hypersomnie mit verlängerter Schlafzeit 327.11
- Idiopathische Hypersomnie ohne verlängerte Schlafzeit 327.12
- Verhaltensabhängiges Schlafmangelsyndrom 307.44
- Hypersomnie im Rahmen einer organischen Erkrankung 327.14
- Hypersomnie im Rahmen eines Medikamenten– oder Substanzmittelgebrauchs 292.85
- Hypersomnie, nicht im Rahmen von Substanzmittelgebrauch oder einer bekannten physiologischen Störung (nichtorganische Hypersomnie) 327.15
- Zirkadiane Rhythmus–Schlafstörung vom Typ verzögerte Schlafphase (verzögertes Schlafphasen–Syndrom) 327.31
- Zirkadiane Rhythmus–Schlafstörung vom Typ vorverlagerte Schlafphase (vorverlagertes Schlafphasen–Syndrom) 327.32
- Zirkadiane Rhythmus–Schlafstörung vom Typ unregelmäßige Schlafphase (unregelmäßiger Schlaf–Wach–Rhythmus) 327.33
- Zirkadiane Rhythmus–Schlafstörung vom Typ freilaufender Rhythmus 327.34
- Zirkadiane Rhythmus–Schlafstörung vom Typ Jet Lag 327.35
- Zirkadiane Rhythmus–Schlafstörung vom Typ Schichtarbeit 327.36
- Zirkadiane Rhythmus–Schlafstörung im Rahmen einer organischen Erkrankung 327.37
- Zirkadiane Rhythmus–Schlafstörung im Rahmen eines Medikamenten– oder Substanzmittelgebrauchs 292.85
- Andere zirkadiane Rhythmus–Schlafstörung (zirkadiane Rhythmusstörung) 327.39
- Arousal-Störungen (aus dem Non–REM-Schlaf)
- Schlaftrunkenheit 327.41
- Schlafwandeln 327.41
- Pavor nocturnus 327.41
- REM-Schlaf-gebundene Parasomnien
- REM–Schlaf–Verhaltensstörung 327.42
- Wiederkehrende isolierte Schlaflähmung 327.43
- Nächtliche Alpträume 327.47
- Andere Parasomnien
- Schlafbezogene dissoziative Störung 300.15
- Schlafbezogene Enuresis 788.36
- Nächtliches Stöhnen 327.49
- Exploding Head Syndrom 327.49
- Schlafbezogene Halluzinationen 368.16
- Schlafbezogene Essstörung 327.49
- Parasomnie, nicht spezifiziert 327.40
- Parasomnie im Rahmen von Medikamenten– oder Substanzmittelgebrauch 292.85
- Parasomnie im Rahmen einer organ. Erkrankung 327.44
- Restless–Legs–Syndrom 333.99
- Periodische Bewegungsstörung der Gliedmaßen 327.51
- Schlafbezogene Beinmuskelkrämpfe 327.52
- Schlafbezogener Bruxismus 327.53
- Schlafbezogene rhythmische Bewegungsstörung 327.59
- Schlafbezogene Bewegungsstörung, nicht spezifiziert 327.59
- Schlafbezogene Bewegungsstörung im Rahmen von Medikamenten– oder Substanzmittelgebrauch 327.59
- Schlafbezogene Bewegungsstörung im Rahmen einer organischen Erkrankung 327.59
- Langschläfer
- Kurzschläfer
- Schnarchen 786.09
- Sprechen im Schlaf
- Einschlafzuckungen
- Andere physiologische (organische) Schlafstörungen 327.8
- Andere Schlafstörungen, nicht im Rahmen eines Substanzmittelgebrauchs od. einer bekannten physiologischen Erkrankung 307.40
- Umweltbedingte Schlafstörung 307.48
- Fatale familiäre Insomnie
- Fibromyalgie
- Schlafbezogene Epilepsie
- Schlafbezogener Kopfschmerz
- Schlafbezogener gastroösophagealer Reflux
- Schlafbezogene koronare Ischämie
- Schlafbezogenes abnormes Schlucken, Würgen und Laryngospasmus
- Affektive Störungen
- Angststörungen
- Somatoforme Störungen
- Schizophrenie und andere psychotische Störungen
- Störungen, deren Erstdiagnose üblicherweise in der frühen Kindheit, beim Jugendlichen oder Heranwachsenden gestellt wird
- Persönlichkeitsstörungen