Therapie von Schlafstörungen im Schlaflabor
Angesichts der Vielzahl der Schlafstörungen liegt es auf der Hand, dass diese unterschiedlich behandelt werden müssen. Die Behandlung stützt sich auf 3 Pfeiler
1. Psychologische Therapien
wie informative, aufklärende Einzel– und/oder Gruppen–Gespräche über den "normalen" Schlaf, Schlafhygiene, Schlafstörungen; Entspannungstherapien,Verhaltenstherapien, etc.
2. Somatische Therapien
mandibuläre Protrusionsbehelfe wie "Schnarchschienen" (Abb.1a+b), operative Interventionen, z.B. Uvulo–Palato–Pharyngo–Plastik = UPPP =Straffung des Gaumensegels, nasale kontinuierliche Überdruckbeatmung mit nCPAP Geräten (Abb.2), Schlafentzug, Lichttherapie (Abb.3), etc.
Abb.1a+b Mandibulärer Protrusionsbehelf und dessen Wirkungsprinzip. Durch das nächtliche Tragen der Schnarchschiene wird der Unterkiefer etwas nach vorne geschoben ("Protrusion"), wodurch eine für den Atemfluss wichtige Erweiterung des Rachenraums erfolgt. Weitere Informationen finden Sie unter www.parodontologie.at.
Abb.2 Nasale kontinuierliche Überdruckbeatmung (nCPAP).
Mit
Überdruck wird Luft über eine Nasenmaske zugeführt, wodurch einer Erschlaffung
bzw. Obstruktion im Schlundbereich entgegengewirkt wird, sodass die Patient(inn)en
wieder frei durchatmen können.
Abb.3 Lichttherapie und Aktigraphie
Die am Tisch aufgestellte Spezialleuchte wird zur Lichttherapie von Winter–
depressionen, aber auch von Schlaf–Wach–Rhythmusstörungen verwendet, die mit einem Aktometer gemessen werden können.
3. Medikamentöse Therapien
mittels Hypnotika, Tranquilizer, Antidepressiva (Abb.4), Neuroleptika, Psychostimulanzien, Dopaminergika (Abb.5) etc.
Da einerseits unterschiedliche Schlafstörungen unterschiedliche Veränderungen in der Schlafarchitektur mit sich bringen, andererseits Neuro–Psychopharmaka die Schlafmuster unterschiedlich beeinflussen, ist es Ziel einer adäquaten Behandlung, für jeden Patienten/jede Patientin jenes Medikament zu finden, das in der Lage ist, Veränderungen in der Schlafarchitektur – im Sinne eines Schloss–Schlüssel–Prinzips – zu normalisieren.
Abb.4 Schlafprofil eines 50jährigen Patienten mit nichtorganischer Insomnie bei rezidivierender depressiver Störung vor und nach Behandlung mit einem schlaffördernden Antidepressivum im Vergleich zu einer normalen Kontrollperson. Während vor Behandlung eine ausgeprägte Ein–und Ausschlafstörung besteht, normalisiert sich unter der medikamentösen Behandlung das Schlafprofil.
Abb.5 Restless–Legs–Syndrom und dopaminerge Therapie.
Schlafprofile und periodische Beinbewegungen (PLM) einer 59jährigen RLS–Patientin vor und nach dopaminerger Therapie (Adaptationsnacht, Placebo, Dopaminagonist 1. Nacht und 4. Woche). Während sich in der Adaptations- und Placebonacht eine hohe Zahl periodischer Beinbewegungen zeigte (413 bzw. 494 während der Zeit im Bett), reduzierte sich die PLM–Anzahl nach akuter und chronischer Therapie auf 35 bzw. 29.
Da eine Schlafstörung selten isoliert auftritt, sondern oft mit anderen Erkrankungen einhergeht (Komorbidität), besteht im Rudolfinerhaus eine enge Zusammenarbeit mit anderen Fachärzt(inn)en (Konsiliartätigkeit).
So z.B. werden bei Schnarchen und schlafbezogenen Atmungsstörungen (obstruktives Schnarchen/Hypopnoe/Apnoe) im Rahmen der Diagnostik und Behandlung ein HNO- und Lungen-Fachärzt(inn)e(n) zugezogen.
Für die differenzierte Therapie stehen dann abhängig von den Befunden eine verhaltenstherapeutische Beratung und/oder medikamentöse Behandlung, operative Interventionen (z.B. Uvulo-Palato-Pharyngo-Plastik = UPPP =Straffung des Gaumensegels), zahnmedizinische Therapien (z.B. mandibuläre Protrusionsbehelfe = Schnarchschienen, Abb.1) sowie pneumologische Maßnahmen (nCPAP = nasale kontinuierliche Überdruck-Beatmung, Abb.2) zur Wahl.